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Burma oder Myanmar?

1989 änderte die damalige Militärregierung den offiziellen Namen des Landes auf Englisch von Union of Burma in Union of Myanmar. Der burmesische Name blieb unverändert မြန်မာ myanmaa in der Schriftsprache und ဗမာ bamaa in der Umgangssprache, sowohl für das Land als auch für das Volk der Mehrheit und seine Sprache und Kultur. Eine Begründung der Junta für den Namenswechsel war, dass Myanmar alle Volksgruppen einschliessen sollte, nicht nur die Mehrheit der Bamar. Diese Erklärung fand keine weite Akzeptanz, zum einen, weil sie nur für den englischen Namen gültig wäre, nicht für den burmesischen, zum anderen, weil sich Myanmar weiter nur auf die Bamar Volksgruppe und Sprache bezieht. So trägt das von der Regierung herausgegebene zweisprachige Standardwörterbuch den Titel Myanmar-English Dictionary, die einsprachige Ausgabe heisst မြန်မာအဘိဓာန် Myanmar Abhidhan (Myanmar Dictionary). Die Unterscheidung von Myanmar als Landesname und Bamaa als Volksgruppe wird aber für administrative Belange gemacht. So steht auf der Identitätskarte bei Staatsangehörigkeit Myanmar, bei Volksgruppe (die auf allen offiziellen Dokumenten angegeben wird) Bamaa. Im Deutschen hat sich der Gebrauch von Myanmar (neben Burma) als Name des Landes teilweise etabliert, wobei für die Sprache und Kultur weiterhin das Adjektiv burmesisch gebräuchlicher ist. Seit der quasi-demokratischen Öffnung des Landes nach 2011 hat die Wahl des Namens an politischer Brisanz verloren, sowohl im Westen als auch in Burma selbst.

Seit der versuchten Machtübernahme durch das Militär am 1. Februar 2021 wird in einigen Medien wieder häufiger Burma verwendet, zusammen mit einer Rückkehr zu anderen früher gebräuchlichen Namen wie Rangoon für Yangon, Karen für Kayin, und Karenni für Kayah, letzteres auch auf Burmesisch unterschieden. Insgesamt ist die Terminologie aber weniger politisch konsequent als nach 1989 und kein grosses Thema in der öffentlichen Diskussion, weder innerhalb noch ausserhalb von Burma.

Volksgruppen
& Sprachen
Tonarchiv
Historischer Hintergrund

Volksgruppen und Sprachen

Offiziell sind im Land acht “grosse ethnische Rassen” (major ethnic races) und 135 “Volksgruppen” (ethnic groups) anerkannt. Die acht Rassen entsprechen den sieben ethnischen Gliedstaaten der Union, Mon, Karen (Kayin), Karenni (Kayah), Arakan (Rakhine), Chin, Kachin und Shan, plus Burmesen. Die von der Militärregierung nach dem Putsch 1962 zusammengestellte Liste der Volksgruppen ist höchst umstritten und entbehrt jeder ethnologischen Grundlage. Bezeichnend sind auch die nicht gelisteten Gruppen, die offiziell nicht existieren: Rohingya, Gorakha, Chinesen, Inder, Anglo-Burmesen, neben einigen anderen. Angehörige dieser nicht offiziell anerkannten Gruppen werden entweder einer anderen Gruppe zugeordnet oder haben kein Recht auf Staatsbürgerschaft, wie im Fall der Rohingya. Letztere werden von den Staatsmedien (und von Aung San Suu Kyi als sie noch öffentlich auftreten konnte) generell als “Bangla Muslim” bezeichnet um zu unterstreichen, dass sie aus Bangladesch stammen und keine “echten Myanmars” sind. Der Name Rohingya bezieht sich auf den Gliedstaat Arakan (Rakhaing/Rakhine), in dem die Mehrheit der Rohingya seit Jahrhunderten siedelt. 

Unabhängig von der offiziellen Liste beheimatet Burma eine grosse Zahl verschiedener Kulturen und Sprachen, von denen viele durch Assimilation an die Mehrheitskultur bedroht sind. Während einige Sprachen wie Mon, Khün und Shan seit Jahrhunderten eine eigene Schrift kennen und andere, z.B. Karen, Chin und Kachin, durch christliche Missionare im 19. Jahrhundert verschriftlicht wurden, bemühen sich andere Gruppen erst seit kurzem um eine Verschriftlichung ihrer Sprachen. Die Möglichkeit der schriftlichen Überlieferung wird als wichtiges Instrument für den Erhalt einer eigenständigen Kultur betrachtet und verdient deshalb besondere Förderung. Volksgruppen, welche seit einigen Jahren an einer Orthographie für ihre Sprachen arbeiten, sind zum Beispiel die Palaung und Pa’O, beide im Shanstaat. Andere, wie die Htanaw, eine kleine Gruppe von ca. 5000 Personen im Shanstaat, haben erst in jüngster Vergangenheit mit koordinierten Bemühungen einer Verschriftlichung begonnen, dies mit Unterstützung des MCL.

Karte(n)  => fbk
Photos
Video (=> embedded ?)

Impressionen aus Taung Poe Hla. Kamera: Sein Win, Edition/Untertitel auf Htanaw und Burmesisch: Han Tin, Dezember 2024. Ansehen auf YouTube: https://youtu.be/fCojXeZvyU8?si=A09Y5tbVPjwlUU2F

Tonarchiv

Hier finden Sie Tonaufnahmen und Texte von verschiedenen Völkern Myanmars. Die Aufnahmen stammen aus vielen Jahren Feldforschung in Burma und dienen als Grundlage für die linguistische Forschung und Publikationen von Mathias Jenny, Rachel Weymuth, Alexandra Herdeg und anderen Mitarbeitenden der Südostasien-Projekte.

Die Forschungsprojekte wurden bis 2021 mehrheitlich im Rahmen der Arbeit an der Universität Zürich ausgeführt, teilweise mit finanzieller Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds und in Zusammenarbeit mit der Universität Mandalay in Myanmar. Ab 2022 wird die Forschung und so weit wie möglich die Datensammlung in Burma auf privater Basis und von der Universität Chiang Mai von Thailand aus weitergeführt.

Da die meisten Aufnahmen und Texte aus urheber- und persönlichkeitsschutzrechtlichen Gründen nicht direkt publiziert werden dürfen, stellen wir die Daten gerne auf Anfrage persönlich zur Verfügung. Wenden Sie sich dafür an info@trsf.site oder besuchen Sie Mathias’s Language Archive oder das SWISSUbase-Archiv.

(1) Schön wär eine (interaktive) Karte mit den Orten von wo die Aufnahmen bzw. Sprecher:innen stammen. Dazu vielleicht ein paar Föteli. (2) Könnte man die Dateien für Mitglieder generell zugänglich machen, aber für andere nur auf Anfrage?

Historischer Hintergrund

2011-2020: Öffnung Myanmars

Nach der Unabhängigkeit Burmas von Grossbritannien 1948 gab es eine kurze Zeit der freien Demokratie, bis sich General Ne Win 1962 an die Macht putschte. Darauf folgten Jahrzehnte Unterdrückung des Volkes und Krieg gegen die verschiedenen Ethnien im Land, zu denen auch die Mon gehören.
Seit das Militär 2011 die Macht an eine vorerst quasi-zivile Regierung aus Ex-Generälen übergab setzte eine kontinuierliche Öffnung des Landes und Normalisierung des Lebens ein, zusammen mit weitgehenden Waffenstillstandsabkommen zwischen der burmesischen Armee und den verschiedenen Völkern. Dies brachte mehr Bewegungsfreiheit und wirtschaftliche Möglichkeiten für die lokale Bevölkerung und machte Myanmar eine beliebte Destination für Touristen und Investoren aus aller Welt.
Der überwältigende Wahlerfolg von Aung San Suu Kyis NLD (National League for Democracy) brachte erstmals eine echte zivile Regierung (wenn auch mit in der Verfassung festgeschriebener Beteiligung des Militärs) und weitere Lockerungen, vor allem in Bezug auf Zensur in Druckmedien und Internet. Der Preissturz von Mobiltelefonen und SIM-Karten (eine SIM-Karte kostete 2012 noch über 200 USD, 2014 noch 1 USD) führte zu einer explosionsartigen Verbreitung von Internetzugang in der Bevölkerung. Plötzlich hatte jeder und jede ein Mobiltelefon und war auf sozialen Medien unterwegs, inklusive Zugang zu unzensierten Nachrichten. Myanmar schien einige Jahre auf dem Weg zu einer echten Demokratie. Forschung im Land war erstmals offiziell in Kooperation mit lokalen Universitäten möglich, und zahlreiche Forschungsprojekte wurden von verschiedenen Abteilungen der Universität Zürich durchgeführt, insbesondere auch zu Sprachen und Kulturen Myanmars.

2017: Eskalation der Verfolgung der Rohingya

Die muslimischen Rohingya, die seit Jahrhunderten im Rakhine-Staat in Westmyanmar leben, waren seit dem Militärputsch 1962 unter Druck. In den 1980er Jahren wurde der Mehrheit der Rohingya die Staatsbürgerschaft entzogen, wodurch sie keinen Zugang zu öffentlichen Diensten und Bildung mehr hatten und als illegale Immigranten galten. Gestützt durch fundamentalistische buddhistische Mönche förderte die Armee den Hass in der buddhistischen Bevölkerung und startete Hetzkampagnen gegen Muslime im Land. Die Tragödie gipfelte im Auftritt der ehemaligen Friedensikone und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi 2019 vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, wo sie das Militär gegen die Vorwürfe des Genozids verteidigte. Das Image von Aung San Suu Kyi und von Myanmar hat dadurch bleibenden Schade genommen und das Vertrauen der westlichen Regierungen in die burmesische Demokratiebewegung geschwächt. Es wurde offensichtlich, dass die offensichtlichen Verbesserungen in fast allen Bereichen nur oberflächlich waren, und dass die Armee im Hintergrund weiterhin ihren weitverzweigten Geschäften, legal und illegal, nachging. Wirkliche und weitgehende Rechte für nicht-burmesische Völker waren anscheinend auch für Aung San Suu Kyi keine Priorität im Entwicklungsprogramm.

2020/2021: Corona und Militärputsch

Im März 2020 beschloss die Regierung Myanmars wegen den steigenden Corona-Infektionen weltweit, die Landesgrenzen zu schliessen und keine Gäste mehr ins Land zu lassen. Dies war ein harter Schlag für die seit einigen Jahren aufkommende Tourismusindustrie, sowie für internationale Zugsamenarbeit auf allen Ebenen.

Nachdem die Partei von Aung San Suu Kyi (NLD) im November 2020 erneut einen Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen errungen hatte, meldete die Armee Zweifel an der Wahl an und übernahm in einem Staatsstreich am 1.2.2021 erneut die Macht. Aung San Suu Kyi, der Präsident U Win Myint und andere gewählte Regierungsmitglieder und Parlamentarier wurden verhaftet, der Armeechef Min Aung Hlaing setzte sich an die Spitze des Landes. Die Bevölkerung Myanmars war nicht bereit, die in den vorangehenden Jahren gewonnenen Freiheiten und Möglichkeiten wieder aufzugeben und es formierte sich eine landesweite starke Opposition. Die Verwaltung und das Finanzwesen brachen zusammen, die schon durch ein Jahr Corona geschwächte Wirtschaft kollabierte, und das schon immer unzureichende Gesundheitswesen brach praktisch vollständig zusammen. Verschlimmert wurde die Lage durch gezielte Verhaftungen und Tötungen von Gesundheitspersonal durch das Militär und die Polizei, sowie durch Beschlagnahmung von Sauerstofftanks und Medikamenten. Myanmar versinkt zunehmend in Chaos und Verzweiflung.

Nach 2021: Wie weiter?

Zurzeit ist absolut unabsehbar, wie die mittelfristige Zukunft Myanmars aussehen wird. Das Militär war offensichtlich nicht in der Lage, das Land zu regieren, geschweige denn, die Pandemie zu kontrollieren. Der Widerstand im Land ist ungebrochen, und verschiedene Gruppen greifen vermehrt zu Waffen, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes auch ethnische Burmesen. Die Lokalverwaltung steht still, Schulen und Universitäten sind geschlossen oder haben keine Schüler, das Lehrpersonal ist im Aufstand, auf der Flucht oder in Haft. Eine Gruppe von gewählten Parlamentariern hat ein Schattenparlament (Committee Representing the Pyindaunsu Hluttaw, CRPS) und eine Schattenregierung (National Unity Goverment, NUG) gebildet und hält die Arbeit der Ministerien so gut wie möglich online aufrecht. Das Bildungsministerium bietet online Unterricht an und erreicht so eine grosse Zahl von Studierenden im Untergrund. So unsicher die Zukunft Myanmars ist, die neue föderalistische Struktur des NUG lässt Raum für Hoffnung auf eine echte und nachhaltige Demokratisierung des Landes. Rufe immer mehr nicht nur für die Freilassung der gewählten Führer, sondern auch für gleiche Rechte für alle Völker in Myanmar, inklusive der Rohingya, werden im Volk lauter und sind auch anerkannte Ziele des NUG.

Aktuelle Situation in Myanmar

Zurzeit ist absolut unabsehbar, wie die mittelfristige Zukunft Myanmars aussehen wird. Das Militär war offensichtlich nicht in der Lage, das Land zu regieren, geschweige denn, die Pandemie zu kontrollieren. Der Widerstand im Land ist ungebrochen, und verschiedene Gruppen greifen vermehrt zu Waffen, zum ersten Mal in der Geschichte des Landes auch ethnische Burmesen. Die Lokalverwaltung steht still, Schulen und Universitäten sind geschlossen oder haben keine Schüler, das Lehrpersonal ist im Aufstand, auf der Flucht oder in Haft. Eine Gruppe von gewählten Parlamentariern hat ein Schattenparlament (Committee Representing the Pyindaunsu Hluttaw, CRPS) und eine Schattenregierung (National Unity Goverment, NUG) gebildet und hält die Arbeit der Ministerien so gut wie möglich online aufrecht. Das Bildungsministerium bietet online Unterricht an und erreicht so eine grosse Zahl von Studierenden im Untergrund. So unsicher die Zukunft Myanmars ist, die neue föderalistische Struktur des NUG lässt Raum für Hoffnung auf eine echte und nachhaltige Demokratisierung des Landes. Rufe immer mehr nicht nur für die Freilassung der gewählten Führer, sondern auch für gleiche Rechte für alle Völker in Myanmar, inklusive der Rohingya, werden im Volk lauter und sind auch anerkannte Ziele des NUG.


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Edited by Ko Ko Thett and Brian Haman

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